Die Würde des Menschen gilt als ein moralischer Höchstwert. Sie hat in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ eine nahezu weltweite Zustimmung erfahren. Sie ist der entscheidende Grund, andere Menschen als Gleiche zu achten. Fest steht aber auch: Die Menschenwürde ist unter Druck gekommen. Gefährdet ist sie durch wirtschaftliche Eigeninteressen oder rassistische Erniedrigungen. Was für viele zählt, ist die eigene Freiheit, nicht aber die Freiheit der Anderen. Manche sagen sogar, dass die Menschenwürde ein Zufallsprodukt sei, – nichts anderes als eine bloße Illusion. Die Gefährdungslagen der Menschenwürde geben Anlass, bei Immanuel Kant nachzufragen: Wie hat der Gründungsvater der Menschenwürde diesen Wert verstanden? Welche Begründungen führt er an, dass Menschen einander achten sollten? Ist die Menschenwürde unabhängig von menschlichen Eigenschaften, Leistungen oder Herkünften? 

Ein weiterer Anlass, darüber nachzudenken, ist auch der 300. Geburtstag Immanuel Kants am 22. April 2024. Er ist ein Denker von europäischem Format. Was er unter „Würde“ versteht, ist an die gesamte Menschheit gerichtet.